2025 Abenteuer Transafrika – Mauretanien
Kaum dass wir die Passkontrolle erreicht haben, kommt uns auch schon Sheikh entgegen. Er hatte uns bereits Anfang des Jahres bei den Grenzabwicklungen geholfen. Im Nu sammelt er von allen die Pässe, die ausgedruckten E-Visas und die Fahrzeugpapiere samt Versicherungsnachweisen ein und macht sich mit Bernadette auf den Weg. Zwischenzeitlich hat das Thermometer die 40°C Marke überschritten und das Warten in den Fahrzeugen ist für den Rest der Truppe äußerst schweißtreibend. Nach gut zwei Stunden ist alles erledigt – inkl. der Überprüfung der Fahrzeuge auf Alkohol.
Nach einem letzten Bild mit Sheik öffnet sich der Schlagbaum und wir sind in Mauretanien. Es ist eines der ärmsten Länder dieses Planeten, hat etwa die dreifache Fläche von Deutschland und gut vier Millionen Einwohner. Ca. 80% des gesamten Staatsgebietes besteht aus Wüste und Gebirge und ist daher so gut wie nicht bewohnt.
Vorbei an einer schier endlosen Schlange von wartenden LKWs fahren wir jetzt auf eine Halbinsel, in deren Zentrum sich die zweitgrößte Stadt des Landes, Nouadhibou befindet. Dabei überqueren wir auch die Gleise der weltbekannten „Eisenerzbahn“, worauf bis heute noch die schwersten Züge der Welt verkehren.
Unser erster Anlaufpunkt in Mauretanien ist die „Villa Maguela“. Es ist „der“ Hotspot für alle Wüsten- und Afrikareisenden, an dem die aktuellsten Infos untereinander ausgetauscht werden. Hier können wir uns akklimatisieren, entspannen und die Fortsetzung der Reise in aller Ruhe planen. Verwöhnt werden wir am Abend mit der leckeren Küche von Trish – vielen Dank dafür.
Völlig entspannt und mit viel Vorfreude fahren wir weiter. Zunächst geht es ein größeres Stück der „Eisenerzbahn“ entlang. Trotz eines längeren Stopps haben wir dieses Mal nicht das Glück, einen dieser mächtigen Züge mit z.T. vier Dieselloks zu sehen. Für uns ist dies nicht so schlimm, da wir bereits im Frühjahr diesen Jahres die 400km entlang der Bahnstrecke durch die Wüste bis "Choum" gefahren sind. Die Erlebnisse und Eindrücke dieser fantastischen Wüstentour könnt ihr unter 2025 Mauretanien noch einmal nachlesen. Immer wieder treffen wir jetzt auch auf Bulldozer, die die Fernstraßen regelmäßig vom Sand befreien.
Wir erreichen den „Banc d´Arguin“ Nationalpark. Leider konnten wir Anfang des Jahres, bedingt durch die heftigen Sandstürme, den seit 1989 zum Weltnaturerbe erklärten Park nicht erkunden – doch jetzt steht einem Besuch nichts mehr entgegen.
Wir entscheiden uns für die südliche Zufahrt in den Park. Auf einer eher löcherigen Asphaltstraße fahren wir jetzt bis zum Anfang der Bucht, um von dort aus am nächsten Morgen entlang der Sandpiste zum „Cap Timiris“ zu gelangen.
Bis zur Fertigstellung der „N2“ im Jahre 2005, verlief ein Teil der Strecke in den Süden von Mauretanien über diese Sandpiste. Sie ist momentan jedoch sehr gut zu befahren. Wenn jetzt nicht noch diese enormen Müllberge entlang der Piste wären, könnten wir fast von paradiesischen Zuständen reden. Sicherlich wird es in nächster Zukunft wohl nicht weniger werden – sehr schade.
Hinter dem kleinen Fischerdorf El Mamghar führt eine weitere Piste bis hinaus zum „Cap Timiris“. Von einem Beobachtungsturm aus haben wir einen tollen Überblick auf die vor uns liegende Küste und bis zum Kap hinüber. Dabei lassen sich auch wieder viele Vogelarten und andere Küstenbewohner hervorragend und z.T. aus nächster Nähe beobachten.
Nachdem wir uns nochmals ausgiebig im Meer erfrischt haben, geht es denselben Weg wieder zurück zur Nationalstraße. Eine weitaus kürzere Route würde uns auch von El Mamghar aus, allerdings auf einem schmalen Streifen zwischen den Sanddünen und der Küstenlinie, auf die selbe Straße führen – die s.g. "Ebbstrandpiste". Die ist allerdings hochriskant. Im Falle eines „Steckenbleibens“ und bei gleichzeitig auflaufender Flut, wäre ein Fahrzeugverlust vorprogrammiert – dafür fehlt uns der Mut.
Zurück auf Asphalt wird erstmal der Luftdruck wieder den Straßenverhältnissen angepasst. Auf der „N2“ fahren wir jetzt der Hauptstadt des Landes, Nouakchott, entgegen. Sicherlich gehört diese Stadt nicht zu den Schönheiten Mauretaniens, aber die notwendigen Einkäufe sowie das Tanken lassen sich hier bestens erledigen.
Noch im Frühjahr ließen wir uns von anderen Reisenden so verunsichern, dass wir auf die Fahrt hinaus zu den Wüsten- bzw. Saharakrokodilen verzichteten. Doch jetzt fühlen wir uns sicher genug, dass wir uns auch alleine dieser Herausforderung stellen wollen. Während sich unsere Reisefreunde eher für den direkten Weg in den Süden entscheiden, werden wir für unser angestrebtes Abenteuer einen Umweg von knapp 1.000km in Kauf nehmen.
Von Nouakchott aus geht es jetzt hauptsächlich in östliche Richtung. Die Dörfer werden immer einfacher, die Landschaft immer karger und sandiger und die Temperatur steigt zusehends weiter an. Am Abend erreichen wir Nbeika, wo wir übernachten.
Unmittelbar nach Sonnenaufgang machen wir uns auf den Weg. Wir wollen noch die Kühle des Sandes ausnützen, da er so griffiger zu befahren ist. Zunächst wird der Reifendruck ordentlich reduziert, damit sich die Auflagefläche des Reifens vergrößert. Dann kann es endlich losgehen – zugegeben, wir sind schon etwas aufgeregt. Aber ohne Probleme zieht uns der Iveco durch Weich- und Tiefsandpassagen, sowie durch die versandeten und feuchttrockenen Flussbetten. Nicht immer kommen wir ungestreift durch, mal muss auch etwas mit modernem Gerät nachgeholfen werden. Leider stimmen mehrere Abschnitte des Tracks der "Pistenkuh" nicht mehr ganz, so dass wir auf Angaben von Einheimischen angewiesen sind oder einfach im "Freestyle" auf unser Ziel zufahren.
Die letzten Kilometer geht es dann noch auf holpriger Steinpiste über ein langgezogenes Felsplateau, bis es endgültig nicht mehr weitergeht. Dort angekommen, trauen wir unseren Augen nicht. Sieben Halbwüchsige haben sich vom letzten Dorf aus ebenfalls auf den Weg gemacht und sind uns hinterhergelaufen – und das waren immerhin auch ca. 6km. Wir versorgen sie mit frischem Wasser und dafür zeigen sie uns den Weg, von wo wir die Wüsten- bzw. Saharakrokodile gut beobachten können.
Nach einer kurzen Wanderung durch unwegsames Terrain, können wir die braune Brühe des „Matmata Guelta“ sehen. Doch vom Rand der Klippen aus ist kein einziges Krokodil zu erkennen. Die äußerst scheuen und bis 1999 ausgestorben geglaubten Reptilien nehmen jede Bewegung in der näheren und weiteren Umgebung wahr und gehen in Deckung. Wir suchen uns ein Plätzchen und warten. Bereits nach 15min lässt sich das erste Exemplar blicken und so nach und nach tauchen immer mehr der extrem scheuen Echsen auf, um sich am Ufer des Wasserlochs zu sonnen. Bis zu 14 Tiere können wir auf einen Blick erspähen – wir sind begeistert.
Nach etwa 2 Stunden auf den schattenlosen Klippen und schon fast gar gekocht, machen wir uns wieder auf den Rückweg zum Iveco. Die Fahrt zurück auf die Nationalstraße ist jetzt eine schweißtreibende Angelegenheit. Es ist nicht die Piste die uns ins Schwitzen kommen lässt, es sind vielmehr die 53°C und die Tatsache, dass die Klimaanlage im Fahrerhaus an ihre Grenzen stößt.
Zurück auf Asphalt erhöhen wir entsprechend auch wieder den Reifendruck und machen uns dann auf den Weg in Richtung Süden. An eine Pause im überhitzten Innenraum des Ivecos ist momentan absolut nicht zu denken. Einen tollen und ruhigen Schlafplatz finden wir am Abend weit abseits der Straße inmitten der Savanne. Erst spät in der Nacht wird die Temperatur wieder erträglicher.
Es geht durch viele kleine Orte, mit engen Straßen und oftmals stockendem Verkehr. Uns erstaunt immer wieder, wie viele für unsere Maßstäbe „schrottreifen“ Fahrzeuge mit dem Stern hier noch unterwegs sind – das nennt man Nachhaltigkeit, liebe Politiker.
Langsam aber sicher wird die Luft immer feuchter. Klar, wir nähern uns dem „Senegal Fluss“. Unübersehbar ist, dass es während der Regenzeit einen überdurchschnittlich hohen Niederschlag gab. Obwohl wir z.T. mehrere Kilometer entfernt des Flusses und der senegalesischen Grenze entlang fahren, reichen die Schwemmgebiete bis hin zur Straße – welch ein Segen für Mensch und Tier.
Über viele Kilometer säumen nun die sattgrünen Reisfelder die Straße. Neben den vielen verschiedenen Wasservögeln sehen wir beim Überfahren der Dämme auch einen recht stattlichen Waran – wow. Nachteil allerdings: bedingt durch die vielen Niederschläge hat sich in dieser Region das „Rift-Valley Fieber“ ausgebreitet, das hauptsächlich durch Moskitos übertragen wird.
Wir erreichen den ersten Grenzübergang in den Senegal, Rosso. Dieser steht im Ruf, dass es hier oftmals nur durch „Extrazahlungen“ zu einer Abfertigung kommt oder es einen Platz auf der Fähre gibt. Also fahren wir weiter bis zum „Diama Damm“. Noch bis vor wenigen Wochen war es aufgrund der schweren Regenfälle nicht möglich, über den Damm an die senegalesische Grenze zu gelangen. Doch zwischenzeitlich ist er größtenteils abgetrocknet und wieder recht gut zu befahren. Trotzdem ist Vorsicht geboten. Die kleinste Unachtsamkeit oder ein Fahrfehler können verheerende Folgen haben – benötigte Hilfe kann u.U. Tage dauern.
Der Diama Damm führt größtenteils durch den „Diawling Nationalpark“ und wir werden, wie schon im Frühjahr, wieder mit reichlich „Wildlife“ Sichtungen belohnt. Verschiedene Seevögel, Warzenschweine, Affen und diesmal sogar mehrere Krokodile stehen auf unserer Beobachtungsliste. Ebenso treffen wir auf ein paar Fischer die ihren Fang gleich vor Ort verkaufen oder trocknen.
Am Ende des Diama Damm stehen wir vor der mauretanischen Grenze – zugegeben, von einer internationalen Grenze haben wir ganz andere Vorstellungen. Da wir die einzigen Touristen sind, haben wir trotz eines Formfehlers in den Einreisepapieren, die Ausreiseprozedur schnell hinter uns. Leider wurde dort der Stempel für die Mitnahme des Iveco im Pass vergessen. Doch nach zwei kurzen Telefonaten, überreicht uns der nette Zöllner mit einem lächelnden Gesicht und den Worten „Bon Voyage“ die Pässe wieder und wir können Mauretanien verlassen.
Der mauretanische Schlagbaum hebt sich und es geht durch Niemandsland über eine Schleusenanlage über den Fluss. Klar, für den Müll fühlt sich hier keiner verantwortlich. Nach der Schleuse stehen wir vor dem nächsten Schlagbaum – die Grenze zum Senegal.