2025 Abenteuer Transafrika – Süd-Marokko / Westsahara

 

Nachdem Bernadette im Flieger sitzt, fährt Hajo erneut zu Hassan in die Werkstatt. Der benötigte Ladeluftschlauch ist leider in keiner der marokkanischen Iveco Werkstätten mehr vorrätig. Eine Bestellung aus Italien würde u.U. Wochen dauern – also sind wir wieder gefragt. Eine kurzer Hilferuf in der Daily IG löst eine Welle der Hilfsbereitschaft aus. Reisefreunde und Bekannte geben uns wertvolle Tipps und telefonieren die Iveco Händler in Deutschland ab. Schlussendlich findet Bernadette den einzigen in Deutschland noch verfügbaren Ladeluftschlauch, den sie dann mit all den anderen Ersatzteilen nach Agadir bringen wird.

Wir waren erstaunt und auch überwältigt, was für eine Lawine der Hilfsbereitschaft die Suche nach dem benötigten Ersatzteil ausgelöst hat. An dieser Stelle wollen wir uns bei allen Reisefreunden, Bekannten und der Daily IG recht herzlich bedanken, die uns in unterschiedlichster Form versuchten zu helfen. Es ist wirklich gut zu wissen, dass man auch fern der Heimat mit seinen Problemen nicht ganz alleine dasteht und auf ein fundiertes Schwarmwissen zugreifen kann – vielen lieben Dank dafür.

Wahrscheinlich wird jetzt die Eine oder auch der Andere denken, „…selber schuld, was muss man auch mit dem eigenen Auto nach Afrika fahren“ – da könnte sicherlich was dran sein. Aber seien wir doch mal ehrlich. Ist dies nicht auch ein Teil des Abenteuers was zum Reisen dazu gehört und das Reisen ausmacht, auch wenn wir liebend gerne darauf verzichten könnten? Dass nicht immer alles glatt läuft oder verschiedene Dinge auch mal das Zeitliche segnen – wen überrascht´s – passiert oft genug auch zuhause. Doch fern der Heimat zeigt sich, dass man mit einem kühlen Kopf und etwas Organisationstalent auch ohne Versicherungen und Schutzbriefe seine Probleme durchaus selbst bewältigen kann – kostet oftmals viel Zeit, Nerven und manches Mal auch etwas mehr Geld.

Zwischenzeitlich lässt es sich Hajo auf einem Campingplatz südlich von Agadir recht gut gehen. Neben ein paar Routinearbeiten am Fahrzeug stehen hauptsächlich kleinere Wanderungen und Relaxen am Pool auf dem Tagesprogramm.

Dann ist es soweit und das Warten hat ein Ende. Bei sonnigen und angenehmen 26°C landet Bernadette mit schwerem Gepäck wieder in Agadir. Nachdem wir alles im frisch geputzten Fahrzeug untergebracht haben fahren wir zu unseren Reisefreunden, von denen wir bereits sehnsüchtigst erwartet werden. Hoch über der Touristenmetropole Agadir gibt es einen tollen Stellplatz, von wo aus wir einen fantastischen Ausblick über die Stadt bei Nacht wie auch während des Sonnenaufgangs haben. 

Am nächsten Tag geht es, wen wunderts, gleich wieder in unsere Iveco Werkstatt – langsam aber sicher kennt unser Fahrzeug den Weg dorthin schon auswendig. Mit Hochdruck und vereinten Kräften wir an unserem "Heiligs Blechle" gearbeitet. 

Nachdem der Einbau des Ladeluftschlauches beendet ist, wird nochmals an der Verstellung des Turboladers etwas nachjustiert. Auch ein davorliegender Filter lässt unübersehbar erkennen, dass er dringendst ausgetauscht werden sollte. Ganz nebenbei werden auch noch sämtliche Luftfilter ausgeblasen.

Schon mal hier, lassen sich Gina und Florian die von Bernadette mit- und mit reichlich Charme am Zollbeamten vorbeigebrachten Stoßdämpfer gleich mit einbauen. Was eine gute Iveco Werkstatt auszeichnet ist einfach, dass die Mitarbeiter auch an einen etwas älteren 917er Mercedes schrauben können.

Eigentlich wäre unser Bedarf an Werkstattbesuchen in der Zwischenzeit mehr als reichlich gedeckt. Doch auf der Weiterfahrt meldet sich erneut eine uns durchaus bekannte Störmeldung. Immer wenn bei Bergfahrten erhöhte Leistung gefordert ist, ertönt ein Pips und es erscheint für einen kurzen Moment die Störmeldung mit dem Hinweis, den Motor zu überprüfen. Da der Iveco weder in den Notlauf geht und die Meldung auch sofort wieder verschwindet, fahren wir weiter. Schnell macht Bernadette eine Werkstatt in Guelmim ausfindig, die mit Ivecos durchaus vertraut sind. Doch über das anstehende Wochenende tut sich da leider nichts mehr.

Zur Überbrückung fahren wir deshalb zu der "Fask Hot Spring" hinaus, wo wir bereits im Frühjahr diesen Jahres hinwollten. Damals hatten uns allerdings die heftigen Sandstürme davon abgehalten. Über eine holprige und sandige Piste geht es in die Wüste hinaus. Nachdem auch das letzte Wadi durchfahren ist, stehen wir unmittelbar vor der heißen Quelle. Umsäumt von ein paar Palmen sprudelt hier das ca. 40°C heiße Wasser aus dem Wüstenboden. Schon mal hier, suchen wir uns gleich einen netten Schlafplatz.

Pünktlich stehen wir am Montagmorgen vor den bereits geöffneten Toren von "Otto´s Werkstatt". Erneut wird der Iveco auf Herz und Nieren überprüft und zum wiederholten Male wird uns auch bestätigt, dass der Motor mitsamt der Peripherie in tadellosem Zustand ist – wir müssen uns absolut keine Gedanken machen. Die Meldung hängt lediglich mit der vor wenigen Monaten durchgeführten "Motor- und Abgasmodifikation" zusammen. Guten Gewissens und voller Fahrfreude geht es nun weiter Richtung Süden.

Auf der gut ausgebauten "Trans-Marokko" kommen wir auch zügig voran. Jedoch wird unser Fahrfluss bereits in der nächsten Ortschaft durch die "Königliche Polizei" abrupt gestoppt. Der Ordnungshüter weißt uns in einem äußerst unfreundlichen Ton darauf hin, dass am letzten Stop-Schild nicht alle unserer vier Räder zum Stillstand kamen. Hajo erklärt ihm nun, zugegebener Weise in derselben unfreundlichen Form, was er davon hält. Jetzt schöpft der Hüter des Gesetzes das volle Strafmaß aus.

Etwas angefressen setzen wir unsere Fahrt fort. In Tarfaya haben wir den Ort erreicht, der den Kanarischen Inseln (Fuerteventura) am nächsten ist. Schon seit Jahren wird davon gesprochen, dass die Fährverbindung zwischen hier und den spanischen Inseln wieder aufgenommen wird – sicherlich ist da auch viel Wunschdenken der Marokkaner mit dabei. Am nächsten Morgen machen wir einen kleinen Rundgang um und durch die französische Festung, die langsam aber sicher am Ortsrand zerfällt. Das „Antoine de Saint-Exupéry“ Museum, Pilot und Autor von „Der kleine Prinz“, hatten wir uns bereits im Frühjahr angeschaut. Mehr darüber könnt ihr hier nachlesen. Es ist trübe geworden und sogar leichter Nieselregen setzt ein – also nichts wie weiter.

Bereits nach wenigen Kilometern fahren wir durch eine größere Ansammlung an Sicheldünen, die sich zu beiden Seiten der Straße befinden – ein guter Ort für die Mittagspause. Hier haben wir nun auch die "nichtexistierende" Grenze zu Westsahara überquert.

Jetzt wollen wir aber wirklich zusehen, dass wir Strecke machen. Neben dem endlosen Asphaltband, das sich der Küste entlangzieht, sehen wir auch so manches vor sich hin rostende Wrack, interessante Steilküstenabschnitte und erleben an den Abenden traumhafte Sonnenuntergänge. Was uns allerdings schwer beeindruckt sind die beiden jungen Radler die dasselbe Ziel haben wie wir. Auch aus Deutschland kommend, wollen sie in den nächsten 18 Monaten ebenfalls in Kapstadt ankommen – Hut ab.

Wir erreichen die Stadt Dakhla, die sich an der Spitze der gleichnamigen Halbinsel befindet. Uns bietet sich hier eine der letzten Möglichkeiten eines größeren Einkaufs. Zunächst wird jedoch nochmals der Wassertank gefüllt, bevor wir durch die Markthallen schlendern und unsere Frischevorräte ordentlich auffüllen. Aus Erfahrung wissen wir, dass es in Mauretanien sehr schwierig sein wird, an frisches Obst und Gemüse zu kommen – Fleisch will man dort überhaupt nicht einkaufen.

Am Nachmittag treffen wir uns erneut mit unseren Reisefreunden Gina & Florian sowie Moni & Roland. Nach einem leckeren Abendessen mit frischen Austern, Muschel Tajine und Sepia Platte, verlassen wir die Halbinsel wieder und stellen uns an einen tollen Strand, der zwischenzeitlich doch sehr vermüllt ist – schade. Am Abend bekommen wir noch von zwei netten Soldaten Besuch. Sie nehmen unsere Personalien auf und betonen ausdrücklich, dass wir hier absolut sicher stehen können.

Nach zwei Tagen der Entspannung nehmen wir die letzten 300km in Angriff, die es noch bis zur mauretanischen Grenze sind. Das eintönige Fahren durch die Wüste wird nur noch durch das Überfahren des „Wendekreis des Krebses“ unterbrochen. Ab jetzt befinden wir uns in den Subtropen.

…manchmal fragt man sich doch wirklich was das soll

Am späten Nachmittag erreichen wir die Grenze. Noch einmal tanken wir alles voll, denn Diesel für unter einem Euro wird es so schnell nicht mehr geben. Für alle, die jetzt noch alkoholische Getränke an Bord haben heißt es an diesem Abend entweder wegtrinken, wegschütten oder gut verstecken. Die Einfuhr nach Mauretanien ist nämlich strengstens verboten. Die Nacht verbringen wir direkt vor der Grenze. So laufen wir nicht Gefahr, die vielen LKWs bei der Ausreise vor uns zu haben.

Pünktlich um 09:00 Uhr öffnet sich am nächsten Morgen das Tor und das Ausreiseprozedere kann beginnen. Pässe und Fahrzeug werden ausgestempelt, das Fahrzeug muss durch den Scanner und zu guter Letzt hat auch der Drogenspürhund noch seine Arbeit zu verrichten. Nach einer guten Stunde haben wir Marokko endgültig hinter uns und nach drei weiteren Kilometern durch Niemandsland stehen wir vor der mauretanischen Grenze – hier wartet die nächste Herausforderung auf uns.